
Erdbeerflecken

Autor: Mia Bernstein
Genre: Kurzgeschichten, Philosophie
© Klare Texte + Bilder |136 Seiten|Oktober 2009
Oben? Ja. Marmelade? Bitte. Warum isst du nicht? Keinen Hunger. Oh. Hm. Iss doch nur ein bisschen! Ich habe keinen Hunger. Schade. Für wen? Sie drehte sich nach rechts, schob den Stuhl zur Seite und legte die Füße hoch. Geschichte wurde am Frühstückstisch geschrieben, da war sie sicher. Hier stirbt sie, die Beziehung, die mal war. Der Frühstückstisch war das Grab, das Brötchen die Schaufel und die Grabrede hielt pünktlich zur vollen Stunde der Nachrichtensprecher im Radio. »Es ist neun Uhr, Sie hören die Nachrichten.« Täglich sterben Beziehungen, alle am Frühstückstisch, wer sollte es wagen wollen, diese Wette anzunehmen? Früher riss er ihr die Sachen vom Körper, legte sie auf den Tisch und nahm sich, was er meinte, erworben zu haben. Die Marmelade wird auch nicht gefragt, ob sie verspeist werden möchte, Erdbeeren mit Zucker, die Vereinigung der Zutaten zu einer Substanz, die andere sich nehmen. Vorher muss erworben werden. Käuflich?! Wann war der Zeitpunkt, an dem er sie erworben hatte? In welchem Regal hatte sie gestanden, wie hoch war der Preis? Vergessen. Sie wollte damals so gewöhnlich sein wie Marmelade, wollte benutzt werden, so wie andere Marmeladen, gewöhnlich, täglich zu erwerben. Kein Mensch interessiert sich für die Erdbeeren, die gepflückt werden. Menschen gehen in den Supermarkt, stellen sich vor ein Regal, treffen eine Entscheidung und kaufen Marmelade. Der Wunsch nach Gewöhnlichkeit kam, weil ihr nie einer gesagt hatte, dass sie es war. Früher war sie ungewöhnlich und unglücklich.